Die Yacht- und Bootswerft Rathje in Kiel, Prieser Strand, beging am 01. September 2012 ihr 90-jähriges Bestehen. Geführt wird der mustergültige Ausbildungsbetrieb in dritter Generation von Frau Edith Vonhoff, der Enkelin des Betriebsgründers Paul Rathje.

Zu diesem besonderen Betriebsjubiläum gratulierten die Bootsbauer in Schleswig-Holstein ganz herzlich und wünschen auch der 4. Rathje-Generation ein gutes Gespür für die betrieblichen Entscheidungen!
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Historie

Im Jahre 1911 baute Paul Rathje im Alter von 21 Jahren sein erstes Boot. Bauplatz war damals die Fritz-Reuter-Straße 1, zu Wasser gelassen wurde das Boot am Prieser Strand. Dies war insofern bemerkenswert, als Paul Rathje ursprünglich Fischräuchermeister war und auf dem Grundstück in der Fritz-Reuter-Straße 16 in Kiel-Pries eine Fischräucherei betrieb. Neben dieser Arbeit brachte er sich selbst den Bau von Booten bei und legte 1920 auch in diesem Handwerk die Meisterprüfung ab.

Am 22. September 1922 wurde die Bootswerft Paul Rathje offiziell gegründet und eingetragen, der Bau von Schiffen und Booten hatte jedoch schon Jahre vorher begonnen. Daß die offizielle Eintragung der Werft erst 1922 erfolgte, hängt wahrscheinlich mit der Eingemeindung des Ortes Pries in die Stadt Kiel im selben Jahr zusammen. Damals befand sich auf der Werftgelände am Strand nur das heute noch erhaltene Fachwerkgebäude. Zuerst wurden ein zusätzlicher Holzschuppen für den Neubau von Booten sowie eine Slipanlage gebaut, damit die Boote zu Wasser gelassen werden konnetn.

Ein ganz besonderes Ereignis in der Firmenchronik stellt der Stapellauf des Verkehrsboots "Luise" im Jahr 1930 dar, das für die "Fünf-Seen-Fahrt" in der Holsteinischen Schweiz bestimmt war. Mit ihren 20m Länge wurde sie nach dem Stapellauf auf einem Kesselwagen, der von 4 Pferden gezogen wurde, auf der Straße von Pries bis zur Anlegestelle bei Plön transportiert.
Besonders in den 30er Jahren wurden im Auftrag der damaligen Reichsmarine mehrere 50er-Seefahrtskreuzer gebaut. Zusätzlich entstanden weiterhin zahlreiche Motorboote, nur ein kleiner Teil des Geschäfts bestand aus Reparaturaufträgen. Während des Krieges wurden ausschließlich Kutter und Pinassen im Auftrag der Marine gebaut.

Nach dem Krieg wurde der Neubau von Booten fortgesetzt, nun wurden hauptsächlich Segelboote und auch kleinere Fischkutter gebaut. Seit 1945 bestehen gute Beziehungen zu dem der Werft unmittelbar benachbarten British Kiel Yacht Club. Gleich nach Kriegsende wurden 20 Scharpies für den Club gebaut, der bis heute immer wieder Aufträge an die Werft vergibt.

Im Jahr 1960 verstarb Paul Rathje im Alter von 70 Jahren. Sein Sohn Erich Rathje übernahm die Leitung der Werft und wurde neuer Inhaber. Er hatte im väterlichen Betrieb seine Lehre absolviert, dann als Geselle gearbeitet und im Jahr 1952 die Meisterprüfung im Bootsbauhandwerk abgelegt.
Unter der Leitung von Erich Rathje wurde der Betrieb entscheidend erweitert. Das bis dahin gepachtete Betriebsgelände wurde gekauft, es wurden neue Hallen gebaut und das Areal wurde durch Landgewinnung erheblich vergrößert. Heute ist das Betriebsgelände fast doppelt so groß wie 1922.

Im Jahr 1977 wurde ein stationärer Kran angeschafft. Eine Investition, die eine entscheidende Neuerung darstellte, da Yachten und Motorboote bis ca. 25t nun unabhängig von der Slip aus dem Wasser genommen werden konnten und damit die Kapazität für das Auflandnehmen von Booten erheblich erweitert wurde.Heute ist der Kran aus dem Werftbetrieb gerade im Privatkundenbereich gar nicht mehr wegzudenken.
Am 1. Juni 1977 trat der Sohn Klaus Rathje in die Firma ein. In die Zeit seiner Betriebszugehörigkeit fallen weitere Modernisierungen und Erweiterungen. Auf seine Initiative wurden 2 weitere Hallen gebaut, die Brücken wesentlich vergrößert und die Yachtliegeplätze in der heutigen Form angelegt.

Ein ungewöhnliches Neubauprojekt, das 1987 auf der Rathje-Werft realisiert wurde. Mit dem damaligen Leiter des Kieler Arbeitsamtes und dem Holzhandelbetrieb Esselsgroth wurde über die Möglichkeit des Nachbaus eines historischen Schiffes gesprochen. Man einigte sich auf den originalgetreuen Nachbau der Bremer Hansekogge. Zahlreiche arbeitslose Jugendliche und ältere Arbeitslose erhielten die Möglichkeit, daran mitzuarbeiten oder sich als Bootsbauer ausbilden zu lassen. Erste Segelversuche erfolgten 1991, im Februar 1995 wurde die Hansekogge mit einem eigenen Antrieb ausgerüstet.

Ab 1990 war Klaus Rathje auch als Geschäftsführer tätig. Leider verstarb er völlig überraschend im Alter von nur 44 Jahren.
Der Werftbetrieb sollte nach dem Tod von Klaus Rathje als Familienbetrieb fortgeführt werden, daher wurde seine Schwester Edith Vonhoff, die seit 1987 der Werft angehört, 1992 zur Geschaftsführerin bestellt. Im Jahr 2001 verstarb der langjährige Inhaber Erich Rathje im Alter von 83 Jahren.

Jetzige Inhaberin der Werft ist die vorherige Geschäftsführerin Frau Edith Vonhoff, Enkelin des Betriebsgründers Paul Rathje. Mit den Urenkeln Jan Rathje, Schiffbauingenieur und Ture Rathje, Betriebswirt, steht die 4. Generation in den 'Startlöchern' die Familientradition der Werft fortzusetzen.

 

Die Betriebe der Bootsbauinnung spiegeln das ganze Spektrum des Yachtbaus wider.

Wo es viel Wasser gibt, ist die Zahl der Boote und Yachten groß, und es muss eine entsprechende Infrastruktur für sie geben. Diese einfache Rechnung geht in Schleswig-Holstein auf, dem Bundesland zwischen den Meeren Nord- und Ostsee.
Mit rund 40 Mitgliedsfirmen gehört die Bootsbauinnung in Schleswig-Holstein zu den größten in Deutschland. Die Geschichte der Landesinnung reicht fast 80 Jahre zurück – die Tradition wird hoch gehalten. Die Firmen präsentieren sich jedoch fortschrittlich, wenn es um die Aufgabenbewältigung der Zukunft geht.

Mit Serienyachtwerften, Betrieben, die hochwertige, klassische Einzelbauten fertigen bis hin zu Werften, die sich auf High-Tech-Yachten spezialisiert haben, spiegelt die Innung das breite Spektrum des heutigen handwerklichen Yachtbaus wider. Darüber hinaus werden jede Form des Bootsservice und Reparaturen jeglicher Art angeboten. Die Mitgliedsbetriebe der Innung sind klein genug, um jeden der Kunden persönlich zu kennen und groß genug, sich um jedes Detail sorgfältigst zu kümmern.

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